Der
Bann von Ereshkigal, der Königin der Toten, konnte dieses strahlende
Geschöpf nicht besitzen. Dennoch wurde sie durch die Schönheit
Asushunamirs bezaubert, bewegt durch seine/ihre Stimme, amüsiert durch
seinen/ihren Tanz.
Ereshkigal
befahl ein großes Fest zu seiner/ihrer Ehre abzuhalten; der beste Wein,
das feinste Fleisch, die kostspieligsten Früchte. Ereshkigal träumte
davon, dieses schöne Geschöpf in ihr Bett zu nehmen, und ihn/sie für
immer bei sich zu behalten im Land der Toten.
Aber
Asushunamir gab acht, den Wein auf den Fußboden zu gießen und keine
Nahrung zu essen, die von den Bediensteten von Ereshkigal bereitet worden
war. Als die Königin der Toten vom Wein berauscht war, fragte Asushunamir,
ob er/sie das Wasser des Lebens schmecken könne, welches verschlossen im
Keller aufbewahrt wurde.
Dies
war das Wasser, von dem Enki gesprochen hatte als Asushunamir in die Welt
kam; das Wasser, mit dem man besprenkelt werden muß, um durch die sieben
Tore von Irkalla zu schreiten, das Wasser ein Leben auf Erden zu erneuern.
Ereshkigal
rief aus, "Namtar, hol den Krug mit dem Wasser des Lebens. Ich
bewillige den Wunsch dieses bezaubernden Geschöpfs."
Später,
als Ereshkigal in einen tiefen Schlaf fiel, ging Asushunamir zur
lichtlosen Zelle, wo Inanna, die Gefangene, sterbend lag. Er/Sie
besprenkelte Inanna mit dem Wasser des Lebens und, als die Tropfen auf
ihren trägen Körper fielen, atmete Innana leicht wie ein Kind atmen mag
und erwachte dann.
Schön
und erneut mit der Energie des Lebens durchflossen, ging Innana schnell
durch die sieben Tore von Irkalla, stieg wieder hinauf zur Erde und
veranlaßte die Blumen zu wachsen und erneuerte das Grünen der Bäume.
Die
Menschen kehrten zurück zu ihrem Pflanzen, zu ihrem Spinnen, zu ihrer
Herstellung des Weins, zu ihrem Liebe machen und zu ein großes Fest wurde
zu Ehren der Rückkehr von Inanna abgehalten.
Asushunamir
war das Glück nicht so hold. Ereshkigal erwachte, während er/sie sich
dem siebtem Tor näherte, und weder seine/ihre Schönheit noch sein/ihr
Charme, noch sein/ihr Tanzen oder Lieder, konnten die Leidenschaft auslöschen,
die sich in Haß verwandelt hatte.
``Die
Nahrung der Gosse sollst du essen“ schrie Ereshkigal, jedes ihrer Worte
ein Fluch. ``Das Wasser der Kanalisation soll dein Getränk sein. In den
Schatten sollst du bleiben, verachtet und gehaßt sogar von deinen
Verwandten“, Nachdem sie den Fluch ausgesprochen hatte, verbannte
Ereshkigal Asushunamir.
Als
Inanna vom Fluch erfuhr, der auf Asushunamir geladen worden war, weinte
sie und sprach weich, so daß niemand sie hören konnte. ``Die Kraft von
Ereshkigal ist groß. Niemand traut sich, sie herauszufordern. Dennoch
kann ich ihren Fluch auf dich erleichtern, so wie der Frühling kommt, um
den Winter zu verbannen.
Diejenigen,
die wie Du sind, meine assinnu und kalum und kugarru und kalaturru,
Geliebte der Männer, verwandt meinen heiligen Frauen, sollen Fremde in
ihren eigenen Häusern sein. Ihre Familien werden sie in den Schatten
halten und ihnen nichts überlassen. Die Betrunkenen werden sie schlagen
und die Mächtigen werden sie einsperren.
Aber,
wenn ihr euch an mich erinnert, wie ihr vom Licht der Sterne geboren
wurdet, um mich zu retten, und durch mich die Erde, von Dunkelheit und
Tod; dann werde ich dich und deine Art beherbergen. Ihr
sollt meine bevorzugten Kinder sein und ich werde euch zu meinen
Priesterinnen machen. Ich werde euch die Gabe der Weissagung, die Weisheit
der Erde und des Mondes und von allem, was sie regieren, verleihen. Und
Ihr sollt die Krankheit von meinen Kindern verbannen, so wie du selbst
mich aus den Fängen Ereshkigals befreit hast.
Und
wenn ihr euch in meine Roben kleidet, werde ich in euren Füßen tanzen
und in euren Kehlen singen. Kein Mann wird in der Lage sein, eurer
Verzauberung zu widererstehen.
Wenn
der tönerne Krug aus Irkalla gebracht wird, werden in den Wüsten Löwen
springen, und ihr werden vom Bann der Ereshkigal befreit sein.
Und
erneut wirst du Asushunamir genannt werden, ein Geschöpf in Licht
gekleidet. Deine Art soll genannt werden: Deren Gesichter leuchtend sind,
Die gekommen sind, das Licht zu erneuern, Die Gesegneten der Inanna.
Quelle:
Randy P.Conner: Blossom of the Bone, 1993, S. 64f., Übersetzung: Roibin
2002