Diese Seite wurde zuletzt am 10.04.2005 geändert.

Opfergaben

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Als Göttin der Fruchtbarkeit muß sie nach sumerischem Glauben
 selbst mit den Erzeugnissen des Landes - Speise und Trank - genährt werden.

Glücklicherweise ist durch eine sumerische Hymne an Inanna
(sie ist am Ende der Seite wiedergegeben) ziemlich genau überliefert,
was und in welcher Weise ihr geopfert wurde.


Wenn Ihr selbst ein Opfer abzuhalten gedenkt,  kann die Liste der Produkte natürlich variiert werden,
nur würde ich darauf achten, daß aus aus den drei Opferbereichen je eines vertreten ist. Das Säubern des Platzes nicht vergessen. Die Hymne dabei zu rezitieren, erweist sich als hilfreich.


Diese Kultvase wurde im E'anna (Haus des Himmels), dem Tempel der Inanna in ihrer Stadt Uruk gefunden.


Dieses Bild zeigt einen sumerischen (Räucher?)-Altar.

Ablauf eines Opfers:

Die Stelle, an denen die Opfer dargereicht werden sollten,  mußten zuvor gesäubert und rituell gereinigt werden. Sowohl in der freien Natur als auch innerhalb  der Stadt auf den erhöhten Stellen (näher bei Inanna) wurden die Opfer
auf großen Platten ausgebreitet (vgl. dazu auch Hymne: Die Herrin des Abends)

Während des Opfers wurde gesungen und gebetet: wohlmöglich auch Teile der überlieferten Hymnen.
Zum einen die Opfergaben, die Inanna in Bezug zu Ihrer himmlischen Existens setzen: Das Räucherwerk:


Zedernholz oder Zedernharz ( ein heiliger Baum der Inanna)

Aber es können auch andere Wohlgerüche geopfert worden sein:
Als Dank für das Überleben nach der Sintflut ist eine Räucherung aus folgenden Bestandteilen überliefert:
Kalmus (2), Myrte (2), Zedernholz (4)

lubbunu = Weihrauch
ladunu = labdanum
kanu banu = Kalmus
surmina = Zypresse
baluchchu = Galbanum
balukku = Styrax
Zum anderen solche Opfergaben, die Inanna in Bezug zu ihrem Geliebten Dumuzi, dem Schafhirten bzw. Schafshirtengott setzen, nämlich Erzeugnisse aus der Viehhaltung:

Schaffleisch
Butter
Käse
Milch
Und zuletzt natürlich die Opfergaben, die Inanna als Göttin der Fruchtbarkeit/Erde bzw. des Ackerbaus zustehen:

Datteln (Sie ist auch die Herrin des Dattelspeichers)
Früchte jeder Art
dunkles Bier, helles Bier, Emmer-Bier (Bier aus der antiken Weizenform Emmer, als Ersatz würde ich z.B. Dinkelbier, auch eine antike Getreideart vorschlagen)

Dem Emmer-Bier, einem süßen "Frauenbier" mengten die Sumerer Honig, Zimt und andere Gewürze bei. Auch Mischbiere aus Emmer und Gerste waren bekannt. Es gibt ein Emmerbier der Firma Riedenberger.

(Sie war auch die Schutzpatronin des Bierbrauhauses)
Wein
Honig
Mehl, Mehl mit Honig vermengt
Brot in Dattelsirup

(Danke an Olaf für den Link zu Enki-Bier

https://www.klosterbrauerei.com/shop/Produkte/Enki-Bier/98 )


Eigene Ergänzungen:
Dattelhonig, Dattelbrot, Korn, Granatapfel, Melone, Beeren
In dem Buch: Inanna, Lady of the Largest Heart von Betty De Song Meador wird für mich erstmals darauf hingewiesen, daß den unterschiedlichen Aspekten der Inanna auch unterschiedliche Opfergaben dargebracht wurden. 

Als Quelle dienen hierfür sog. Opferschrifttafeln auf den Art, Menge und Titel und Name der Opfernden verzeichnet wurde. 

So führt die Autorin an, dass die prinzliche Inanna (Inanna-nun) verschiedene Arten von Getreide und Broten, Bier, unterschiedliche Milchprodukte, Schaf und Schwein als Opfer bekam. 

Die Inanna des Morgens (Inanna-ud/hud, Venus - Morgenstern) erhielt dagegen Schaf, Silber, Getreide, Lebensmittel anderer Art und bestimmte Speisen aus Mehl.  

Die Inanna des Abends (Inanna-sig, Venus - Abendstern) erhielt Getreideprodukte, Mehl, Wolle, Erzeugnisse der Zimmerer/Tischler und verschiedene Rohmaterialien.

Für den vierten Aspekt Inannas, die Inanna-kur (Inanna von der Steppe oder der Unterwelt) finden sich keine Opferschrifttafeln. Aus meiner Sicht nicht das Zeichen fehlender Opfer, sondern das Zeichen für ein mögliches Tabu, sich der Opfer an den Unterweltsaspekt nicht zu rühmen oder sie nicht zu verzeichnen. Der Lebende Opfernde wollte ja nicht auf sich aufmerksam machen, sondern besänftigen. 

Persönlich empfinde ich die Opfertypen und Arten nicht so signifikant unterschiedlich, wie die Autorin meint. Nach meiner Auffassung ist vielmehr entscheidend, dass ähnlich wie bei den Hymnen, deutlich zwischen verschiedenen Aspekten der Inanna unterschieden wurde. Wenn sie unterschiedliche Opfer erhielten und einzeln angesprochen wurden, dann müssen sie auch unterschiedliche Aufgaben bzw. "Betätigungsfelder" gehabt haben, um deretwillen man sich an diese wandte. Hierzu führt die Autorin leider nichts aus. 

Aus den Hymnen könnte man folgern, dass die Inanna des Morgens - eher eine richtende, die Gerechtigkeit und Weisheit verkörpernde Funktion hatte, während die Inanna des Abends deutlich als Göttin der Liebe, der Sexualität und des süßen Ende des Tages (Nichtstun, zur Ruhe kommen) erscheint. 

Die prinzliche Inanna könnte sich auf ihre Position im sumerischen Pantheon beziehen und auf ihre Rolle als "Gefährtin" des jeweiligen sumerischen Königs. Aber das letztere ist nur meine eigene Spekulation.

 

 


Der gesamte Text der Hymne: Die Herrin, die zum Himmel aufsteigt


Meine Herrin, das Staunen des Landes, der einsame Stern [Venus],
Die Tapfere, die als erste an den Himmeln erscheint -
Alle Länder fürchten sie.

An den reinen Stellen der Steppe,
Auf den hohen Dächern der Wohnungen,
Auf den Tribünen [Altäre?] der Stadt,
Bringen sie ihr Opfergaben dar:

Stapel von Räucherwerk wie süßriechende Zeder,
Vorzügliche Schafe, fette Schafe, langhaarige Schafe,
Butter, Käse, Datteln und Früchte aller Art.

Sie reinigen die Erde für Meine Herrin.
Sie feiern sie mit Gesang.
Sie füllen den Tisch des Landes mit den ersten Früchten.
Sie gießen dunkles Bier für sie aus.
Sie gießen helles Bier für sie aus.
Dunkles Bier, Emmer-Bier,
Emmer-Bier für Meine Herrin.

Das sagub-Faß und das lamsari-Faß machen blubbernde Laute für sie.
Sie bereiten gug-Brot in Dattelsirup für sie.
Mehl, Mehl in Honig, Bier zur Zeit der Morgendämmerung.
Sie gießen Wein und Honig für sie aus bei Sonnenaufgang.

Die Götter und die Menschen von Sumer treten vor sie mit Speise und Trank.
Sie nähren Inanna an dem reinen sauberen Platz.


Meine Herrin schaut in süßem Staunen vom Himmel herab.

Die Menschen von Sumer treten in Prozession vor die heilige Inanna.

Inanna, die Herrin, die in die Himmel emporsteigt, erstrahlt in hellem Glanz.

Ich singe Deine Loblieder, heilige Inanna.

Die Herrin, die in die Himmel emporsteigt, erstrahlt am Horizont.

übersetzt von Roibin (Quelle: Wolkenstein/Kramer: Inanna)