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Die Himmelskönigin: Inanna

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Die Göttin Inanna
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Eine nackte Göttin, die ihre Brüste hält, um Milch zu spenden, ist die älteste bildliche Darstellung der Göttin in Mesopotamien.

Sie symbolisierte das gebärende Element, war Ausdruck der Fruchtbarkeit von Mutter Natur und somit ein Sinnbild für den Ursprung des Lebens.
Die sumerische Inanna oder Innin, die große Himmelsherrin, wurde mit der Zeit als Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit, aber auch des Krieges, zur weiblichen Zentralfigur des sumerischen Pantheons. Als Verkörperung des Venussterns trug sie den Namen Ninsianna. Die zahlreichen Fruchtbarkeitsgöttinnen der Sumerer verschmolzen in dieser einen Gestalt. 

Als Ishtar und Astarte (west-semitische Göttin) herrschte sie später in Babylon und Assyrien als oberste Göttin. Ihre Popularität war universell im gesamten antiken Orient.

Selbst König Salomo soll sie verehrt haben und ließ ihr im Osten Jerusalems eine Kultstätte bauen. Auch in den phönizischen Mythen kann man Inanna als Astart oder Anat wiederbegegnen und Züge ihres Wesens spiegeln sich schließlich auch in der griechischen Aphrodite, die ja nicht griechischen Ursprungs ist.

Inanna ist die machtvolle Liebesgöttin des Vorderen Orients. Im Vergleich zu anderen Gottheiten stand die Himmelsherrin, das große Licht, nicht nur im Zentrum vieler sumerischer Mythen, sondern war auch Mittelpunkt der religiösen Praxis in vielen Tempeln.

In ihren frühesten Manifestationen wurde sie mit den Speicher und Lagerhäusern assoziiert und galt als Göttin der Dattelpalme, sowei der Wolle, des Fleisches und des Getreides. . 


Wie ihre Existenz, so ist auch ihre Herkunft mythenumwoben. In Uruk, ihrer heiligen Stadt, galt sie als die Tochter des höchsten Himmelsgottes An, worauf auch die Silbe AN in ihrem Namen verweißt. In dem Mythenzyklus um Inanna wurde sie  aber als Tochter des Mondgottes Nanna und seiner Frau Ningal und damit Schwester des Sonnengottes Utu (babylonisch: Schamasch) bezeichnet. Strenggenommen wäre der Weisheits- und Wassergott Enki (akkad. EA) somit ihr Großvater. Ebenso wurde sie als Schwester der Unterweltsgöttin Ereschkigal (= Herrin des Großen Unten) angesehen, die sie in dem Mythos von Inannas Abstieg in die Unterwelt besuchte. 
Andere Quellen bezeichnen sie eindeutig als Tochter des Windgottes Enlil (akkad. Ellil), dem sie als Kriegsgöttin in ihrer Wildheit und Härte in nichts nachsteht. 


Dieses verwirrende, nicht ganz eindeutige Verwandtschaftsgeflecht deutet aus meiner Sicht an, daß Inanna im bildlichen Sinne viele Väter und Mütter hatte, ergo unterschiedliche Machtbereiche in sich vereinte. 

In ihrer Omnipotenz - sie verbindet viele auf den ersten Blick gegensätzliche göttliche Kräfte in sich - sehe ich das Bild der Großen Urmutter verkörpert, die den Dualismus noch in sich vereint und nicht trennt.

Als Himmelsgöttin ist Inanna die Spenderin aller Fruchtbarkeit auf Erden. Damit ist sie für das Gedeihen der Vegetation ebenso verantwortlich, wie für den Ackerbau, die Viehzucht und nicht zuletzt die Fortpflanzung des Menschen. Sie läßt das Korn sprießen, die Herden gedeihen und das Kind im Mutterleib wachsen. 

Zugleich ist sie aber quasi als Urbild der Mutter Erde auch die unersättliche, begehrenswerte, die in immer neuer Liebe erglühende, unabhängige und nicht zu bindende Liebhaberin. Als Göttin der Liebe steht sie auch für unbändige Begierde und Leidenschaft.

Diese Leidenschaftlichkeit bildet schließlich die Verbindung zu ihrer zweiten göttlichen Funktion, der der Kriegsgöttin.

Der Kampf um ihre Erscheinung spiegelt sich wider im Kampf der Götter, Städte und Dynastien, die sie besitzen wollen. 
Deshalb ist sie im direkten Sinne dual, denn sie ist nicht nur die zärtliche Buhlerin, um immer neue Liebe, sondern auch die rasende Kriegsherrin, die Löwin der Schlachten.

Himmel und Erde, Sinnlichkeit und Mutterschaft, Empfängnis und Geburt, Kampf und Tod sind Pole, zwischen denen sich das Wirken Inannas vollzieht.


Auswahl


 

 




 Ihre Beziehungen im Sumerischen Pantheon


Inanna wird häufig als Tochter des Himmelsgottes An angesehen. Aber sie wurde auch als Tochter der Mondgöttin Ningal und ihres Gatten Nanna. Sie ist die Schwester der Unterwelt-Göttin Ereschkial ("Die Herrin des großen Unten" ) und des Sonnengottes Utu. Von Enki, dem Gott der Weisheit, erwirbt sie in einem Wetttrinken mit Bier insgesamt über 96 heilige Me-Kräfte

Inanna und die heiligen ME

Diese erhält die Göttin durch 14 Trinksprüche, in denen Enki die me in Staffelungen von 4-6-5-4-5-6-5-5-7-5-8-9-6-5 anbietet. Damit ist sie letzlich die Nachfolgerin von Enki oder gewinnt zumindest dieselben Kräfte. Dieser versucht zwar noch ihr die me-Kräfte wieder abzunehmen, aber dies mißlingt ihm.  Die me-Kräfte repräsentieren die Ordnungskräfte, welche die Welt im Innersten und Äußersten zusammenhalten. (vgl. Mythos: Inanna und Enki)

Als Inanna die me-Kräfte in ihrem Boot sicher in ihre Stadt Uruk gebracht hat und sie entladen werden, entlädt sie mehr me-kräfte als Enki ihr gegeben hat: nämlich 17 weitere Me. 

Inanna und Gilgamesch

Die sumerische "Königin des Himmels" (Ninanna) erscheint zweimal im Gilgamesch Epos, wo sie sich von dem strahlenden Helden Gilgamesch angezogen fühlt und als sie von ihm abgelehnt und verhöhnt wird, rasend auf Rache sinnt. 

Auf der anderen Seite ist Gilgamesch es, der Inanna hilft die ungebetenen Gäste (Lilith, Schlange und Anzu-Vogel) aus ihrem Huluppu-Baum zu vertreiben. 

Inanna und Dumuzi

Außerdem gibt es noch die Quelle: den Zyklus der Inanna - eine Sammlung von Hymnen und Gedichten über ihre Rolle als höchste Gottheit und ihre Beziehung -im Leben wie im Tod zu ihrem Liebhaber Dumuzi (akk. Tammuz/ ein Hirtengott oder nur Hirte, Sohn der Schafgöttin Sirtur. Gleichzeitig ist dieser aber auch die Verkörperung des Getreides und seiner Wachstumskraft). Der überlieferte Mythos berichtet von Dumuzis Werben und ihrer Vereinigung.

Inanna und Ereschkilgal

Besonders in dem Mythos: Inannas Abstieg in die Unterwelt ist Ihre vorherrschende Rolle belegt. In diesem Mythos reist Inanna zum Reich der Toten und beansprucht auch hier die Herrinnenschaft. Sie kleidet sich mit allen Insignien ihrer Macht und nimmt ihre Me-Kräfte und tritt vor die sieben Tore der Unterwelt. An jedem der Tore muß sie mehr ablegen; bis sie zuletzt nackt ins Reich der Toten eintritt.


Ihre Schwester Ereshkigal, die an diesem Ort (kur- nu-gi-a) herrscht, verurteilt sie zum Tode. Ereshkigal ist aber nicht nur eine Göttin des Todes, sondern auch gleichzeitig die Hüterin von Wasser und Korn, weshalb sie auch später als in den Wehen liegende Göttin beschrieben wird.  Da es sich um Inannas Schwester handelt deutet dies auf eine geheime Verwandschaft bzw. Ähnlichkeit der beiden Göttinnen hin. 

Als Inanna stirbt und von ihrer Schwester auf einen Fleischerhacken gehängt wird, stirbt jedoch auch die Vegetation und nichts kann mehr wachsen. Durch die Intervention des Weisheitsgottes Enki und ihrer treuen Helferin (sukkal) Ninshubur ("Königjn des Ostens") kann sie jedoch wiedergeboren werden, wenn eine andere Person an ihre Stelle tritt, denn ihre Schwester ist gerade dabei ein Leben zu gebähren.

Inanna ersteht nach drei Tagen von den Toten auf bzw. wird wiedergeboren und erscheint erneut am Himmel wie der Mond oder die Venus, um erneut ihre Herrschaft über Erde und Himmel anzutreten. Sie wählt als Ersatz für sich ihren Liebhaber Dumuzi aus, der als einziger nicht um sie getrauert hatte. Dumuzi bleibt jeweils ein halbes Jahr in der Unterwelt und löst sich dann mit seiner Schwester Geschtinanna  (Göttin des Traumes und des Weines) ab, die das zweite halbe Jahr dort verbringt.

Dieser Mythos hat einige Übereinstimmungen mit dem Demetermythos und den keltischen Glaubensvorstellungen. Die Vegetation bzw. die Natur stirbt um wiedergeboren zu werden.

Während der Zeit des Wachstums feierten die die Sumerer die "Heilige Hochzeit" von Inanna und Dumuzi. In Mesopotamien war dies der Herbst, wenn der erste Regen nach dem langen Sommer fiel. Dann kehrte Dumuzi aus der Unterwelt zurück und konnte erneut die Göttin Inanna befruchten.



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Ihre bildliche Darstellung


Inanna
In der sumerischen Kunst überwiegt die Darstellung als nackte Frau. Dabei hält sie häufig ihre Brüste in der Geste des Milchspendens, einem Symbol für die Fruchtbarkeit. Es gibt aber auch Siegel und kleinere Bilder, die sie in vollem Herrschaftsornat zeigen.

In der späteren babylonischen Phase wurde sie jedoch vermehrt entsprechend ihrer Rolle als Kriegsgöttin als schwerbewaffnete Kriegerin, die zumeist auf einem Löwen (ihrem heiligen Tier) steht oder reitet, dargestellt.

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Ihre Rolle


Aus den bereits angesprochenen göttlichen Aufgabenbereichen der Inanna und ihren Darstellungen in Bild und Schrift ergibt sich das Bild einer unabhängigen, stolzen, willensstarken, unersättlichen und verführerischen Göttin - die nie 'nur Gattin' ist. 

Als Göttin der Liebe und der Sexualität war sie auch die Schutzherrin der Prostituierten, aber auch der Liebenden allgemein. Unter Umständen gab es in ihren Tempeln auch heilige Prostitution. 

Als die "Herrin des ME-Amtes" war SIE ein Vermittler zwischen Gegensätzen. Ihre Aufgabe ist es das Feuer zu entfachen, es aber auch zu löschen. Sie verursacht Freude und Tränen. Sie gibt und nimmt. Sie ist die Verwalterin der kosmischen Gerechtigkeit, die den Dualismus von Gut und Böse zwar kennt, ihn aber vereint - nicht als Gegensatz sieht.

Im babylonischen Mythos von Adapa wurde sie auch als Herrin der Geburt dargestellt.

Ihr Attribut auch Schutzherrin des Bierbrauhauses zu sein verweist noch einmal auf ihre Funktion als Fruchtbarkeitsgöttin.

Als  "Herrin des Großen Hauses" regiert SIE als Königin der Erde und des Himmels, des Alls. Sie ist die MUTTER ALLER, somit die Göttin der Fruchtbarkeit, der Geburt und der Natur an sich.  Die besondere Bedeutung der Inanna wird die folgende Überlieferung verdeutlicht, die eventuell eine Art Segen sein könnte:
  • May (the goddess) Inanna cause a hot-limbed wife to lie down for you;
    May she bestow upon you broad-armed sons;
    May she seek out for you a place of happiness!
  • (Gordon 115: 1.147)
Als Göttin des Krieges und des Kampfes hatte SIE den Titel Nin- kur-ra-igi-ga, "Die Königin, die das Hochland überwacht", was verdeutlichen sollte, daß andere Länder SIE fürchteten. Der Kampf wurde "Der Tanz der Inanna" genannt und SIE ist im Zentrum (Herzen) jedes Kampfes. SIE ist "der Stern des Kampfgeschreis, der verursachen kann, daß Brüder, die sich einst liebten, miteinander im Streit liegen". Es gibt eine Überlieferung, die berichtet, daß Inanna für den Fall der Stadt  Agade verantwortlich war:
  • The gates of Agade, how they lay prostrate;....the holy
    Inanna leaves untouched their gifts;
    the Ulmas (Inanna's temple) is fear ridden (since) she has
    gone from the city, left it;
    like a maid who forsakes her chamber, the holy Inanna has
    forsaken her Agade shrine;
    like a warrior with raised weapons she attacked the city in
    fierce battle, made it turn its breast to the enemy.

    (Kraemer Sumerians 63)

    Zusammen mit Ihren Fähigkeiten des Kampfes und Krieges besitzt SIE auch die Herrschaft über Stürme, Regen und Blitze. Als solche war sie auch die Göttin des Regens und der Stürme. Das Brüllen des Löwen, ihres heiligen Tieres, wurde als Verkörperung des Donners betrachtet.

    Sie kann durch einen sanften Regenfall oder durch einen Orkan in Erscheinung treten. (Jacobsen Treasures 136).

    • Proud Queen of the Earth Gods, Supreme Among the Heaven Gods, Loud Thundering Storm, you pour your rain over all the lands and all the people.
      You make the heavens tremble and the earth quake.
      Great Priestess, who can soothe your troubled heart?
      You flash like lightening over the highlands; you throw your firebrands across the earth.
      Your deafening command, whistling like the South Wind, splits apart great mountains.
      You trample the disobedient like a wild bull; heaven and earth tremble.
      Holy Priestess, who can soothe your troubled heart?
      Your frightful cry descending from the heavens devours its victims.
      Your quivering hand causes the midday heat to hover over the sea.
      Your night time stalking of the heavens chills the land with its dark breeze.
      Holy Inanna, the riverbanks overflow with the flood-waves of your heart....
    • (Wolkstein, Kraemer 95)
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